Geschichte
- 1900-1944
- 1945-1999
- seit 2000
1900-1924
Als am 16. Oktober 1900 die Eintragung in das Genossenschaftsregister des Königlich Preußischen Amtsgerichts Lippstadt erfolgte, war die Mitgliederzahl schon auf 77 angewachsen. Die Geschichte der Genossenschaft begann mit dem Fehlschlag, als das erste Bauprojekt in Angriff genommen werden sollte. Man hatte an der Rixbecker Straße ein Grundstück erworben und wollte es mit einem Mietshaus bebauen. Aber weder die Hypothekeninstitute noch der Magistrat der Stadt, an den ein Bittgesuch um Unterstützung gerichtet worden war, wollte Hypotheken für dieses Vorhaben hergeben: Die Sicherheitsgestellung reiche nicht aus, so wurde dem Vorstand mitgeteilt. Trotzdem stieg die Mitgliederzahl in dieser Zeit auf Einhundert.
Nach einer gewissen Stagnation und einem Abschnitt des Atemholens bis 1905 erwarb die Genossenschaft Grundstücke an der Möller- und Preußenstraße. Diese wurden noch im gleichen Jahr bebaut. Die dortigen Häuser waren nach mehr als 100 Jahren nicht mehr sanierungsfähig und werden seit 2016 durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt.
In den Jahren 1906 bis 1909 wurden quasi im „Bauträgergeschäft“ Häuser errichtet, die in das Eigentum der Mitglieder übergehen sollten. Dies war aber nach der Errichtung teilweise aus finanziellen Gründen der Mieter nicht zu erreichen. Diese Häuser sind auch heute noch im Wohnungsbestand unserer Genossenschaft und ebenfalls gut nachgefragt.
Nach dem Weltkrieg 1914-1918 wurde die Verwaltung der Genossenschaft durch die einsetzende Inflation außerordentlich schwierig. Unsere Vorväter haben diese schwere Zeit mit viel Verstand und bewundernswertem Geschick überstanden. 1923 konnte der damalige Vorstand erreichen, dass sämtliche Hypothekenschulden zurückgezahlt und die Häuser schuldenfrei wurden. Der Reingewinn in diesem Jahr betrug rund 233 Billionen Papiermark!
1925-1944
In den folgenden Jahren 1926-1933 verhinderte die Wirtschaftskrise die Einstellung jeglicher Bautätigkeit.
Bauplanungen zur Deckung des wieder entstandenen Wohnungsbedarfs scheiterten jedoch 1934-1936 an mangelnden Finanzierungsmitteln. 1936 beschloss die Mitgliederversammlung die Umbenennung in „Gemeinnützige Kreisbau – und Siedlungsgenossenschaft Lippstadt e.G.m.b.H“.
Erst im Jahr 1937 wurde wieder ein größeres Bauprojekt durchgeführt. An der Weingartenstraße entstanden 24 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 1.242 m². Erstmals wurde die Genossenschaft im Jahr 1937 auch im Kreisgebiet des Altkreises Lippstadt tätig. Man begann mit den Vorbereitungen für den Bau eines Vierfamilienhauses und für weitere 9 Siedlerstellen an der Ehringerfelder Straße in Geseke.
1941 wurden mit dem Bau weiterer 56 Wohnungen begonnen. Diese konnten allerdings in der Kriegszeit nur in Etappen fertig gestellt und bezogen werden. Die Leistungen aller am Bau Beteiligten in der damaligen Zeit, in der selbstgebrannter Rübenschnaps eines der gängigsten Zahlungsmittel war, verdienen noch heute unsere Anerkennung. Das gilt aber auch insbesondere für die Anstrengungen, die unter diesen katastrophalen Bedingungen aufzubringen waren, um die Substanz des inzwischen angewachsenen Hausbesitzes instand zu halten.
1945-1969
Diese Probleme führten unvermeidbar oft zu psychischen Belastungen und Spannungen. Wohnungen mussten her! Die Genossenschaft stellte sich dieser Herausforderung. Mit dem Einsatz aller möglichen finanzielle Mittel und der zumeist unbezahlten Arbeitskraft der Mitarbeiter wurde oft auch in Sonntagsarbeit eine schnelle Realisierung von Bauvorhaben möglich gemacht.
In dieser Zeit stieg der Wohnungsbedarf im Tätigkeitsgebiet der Genossenschaft durch die Expansion der heimischen Industriebetriebe, aber auch durch den Flüchtlingsstrom aus der sowjetischen Besatzungszone, ins Unermessliche. Neben der Schaffung von Wohnraum in Mehrfamilienhäusern konnte die Genossenschaft vielen Menschen durch Zuweisung von Bauland die Bildung von Eigentum ermöglichen.
Nach einer kurzen Beruhigungsphase in der Wohnungsmarktsituation etwa Mitte der sechziger Jahre stellte der Zustrom der Gastarbeiter die Genossenschaft vor neue Aufgaben. Die anhaltende Expansion der Großindustrie führte in Lippstadt zu einem überdurchschnittlichen Angebot an Arbeitsplätzen damit aber auch zu einem Engpass auf dem Wohnungsmarkt.
1970-1999
Mit dem Abschluss dieser Baumaßnahmen ging die Genossenschaft wegen der inzwischen eingetretenen völligen Übersättigung des Wohnungsmarktes und der ruinösen Vermietungssituation in eine Phase baulicher Enthaltsamkeit. Das bedeutete aber keineswegs, dass man nun die Hände in den Schoß legen wollte, um auf bessere Zeiten zu warten. Durch die pausenlose Neubautätigkeit der vergangenen Jahre war in der Bestandsunterhaltung ein Defizit aufgelaufen, das es jetzt auszugleichen galt.
In den 80er –Jahren wurden an fast allen Gebäuden aus der vorstehenden erwähnten Zeit Maßnahmen durchgeführt, die zur Schaffung zeitgemäßen Wohnungsstandards beitrugen:
Im Wesentlichen waren dieses Dämmungen der Fassaden, Einbau von isolierverglasten Fenstern, Erneuerung und Dämmung von Dächern, Einbau von modernen Heizungen bzw. Austausch veralteter Anlagen wie auch Sanierungen und Neuanlage von zeitgemäßen Bädern. Auch die Verbesserung des Wohnumfeldes in den weiter abgelegenen Wohngebieten, so in Suttrop, Rüthen, Geseke und in Warstein, war als greifende Maßnahme dieser Art anzusehen.
In den Jahren 1994/1995 wurde mit dem Neubau von 12 Wohnungen Im Ried 44/46 ein Projekt besonderer Art in Angriff genommen und zwar mit Förderungsmitteln des Landes NRW für zukunftsweisendes Bauen. Bei dieser Maßnahme wurde neben der Berücksichtigung der Interessen behinderter Menschen als künftige Mieter besonders die ökologisch/biologische Beurteilung durch die Bewilligungsbehörde zur Grundlage der technischen Planung.
seit 2000
In den Jahren 2007/2008 wurde dann ein weiteres Neubauprojekt umgesetzt und zwei 6-Familienhäuser an der Kestingstraße errichtet. Es wurde bei dem Projekt auf eine möglichst weitreichende Barrierearmut geachtet.
Viel Beachtung fanden dabei unsere Modernisierungsmaßnahmen an der Barbarossastraße. Nicht zuletzt auch durch ein Farbdesign, das teilweise den Bezug zwischen der Stadt Lippstadt und Kaiser Friedrich Barbarossa darstellt.
Unser letztes Bauprojekt ist der schon erwähnte bestandsersetzende Neubau an der Preußen- und Möllerstraße. Dort wurden von 2016-2019 zwei Baukörper mit insgesamt 28 Wohnungen verschiedenster Größe errichtet.
Ein besonderer Dank für die Grundlage dieser geschichtlichen Zusammenfassung gebührt dem im Jahr 2016 verstorbenen ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglied Bernhard Mehling. Ohne seine intensiven Recherchen wären viele geschichtliche Ereignisse unserer Genossenschaft inzwischen nicht mehr zu ermitteln und somit in Vergessenheit geraten.